Mit dem anhaltenden Twitter-Boom werden laufend neue Desktop-Clients veröffentlicht, die das Zwitschern komfortabler machen sollen. Die Vielfalt ist so groß, dass ich hier einen Vergleichstest wage.
Um die Auswahl überschaubar zu halten, habe ich mich auf native Clients beschränkt, wenn es auch im Bereich Java- bzw. Air-basierter Programme noch durchaus weitere konkurrenzfähige Produkte gäbe… Das Dutzend Die dreizehn Programme sind: Bluebird, Canary, Lounge, Nambu, NatsuLion, Pwitter, Scalaris, Syrinx, Tolotl, Tweetie, Twitter Studio und Twittia. (+ Update 21.04.2009: Twitterific)
Auswahl und Bewertung
Ein lokales Programm soll mir mehr bieten als der Webzugang über die Twitter-Seite. Deshalb waren mir folgende Features – über das reine Twittern hinaus – bei der Auswahl und Bewertung besonders wichtig:
- Integrierte Twitter-Suche (Freitext, User, Hashtags), am besten speicherbar
- Integrierter Link-Verkürzer, idealerweise mit Auswahl aus verschiedenen Anbietern und Einbindung eines persönlichen Accounts
- Integrierter Bilder-Upload zu Twitpic o.ä., am besten mit eigenem Account
- Verwaltung mehrerer Twitter-Accounts
- Bildung von Gruppen aus mehreren Friends
Um es kurz zu machen: keiner der 12 Kandidaten kann alles – aber vier von Ihnen können einiges. Diese sollen zuerst vorgestellt werden. Ein vollständiger Feature-Vergleich findet sich am Ende des Beitrags.
Tweetie – der Nagelneue
Heute veröffentlicht, setzt sich Tweetie gleich an die Spitze des Feldes. Das Interface ist absolut State-of-the-Art, die Feature-Liste nahezu komplett und der Ansatz, mit (diskreten) Werbeeinblendungen eine kostenlose Variante anzubieten, durchaus ok. In der Vollversion kostet Tweetie $ 19,95 (bis zum 4. Mai Einführungspreis von $ 14,95).
Tweetie: feinstes Interface, praktische Multiuser-Verwaltung
Zum vollkommenen Glück fehlt nun nur noch die Möglichkeit, Gruppen zu bilden und bestehende Accounts bei URL- oder Bilderdiensten zu verwenden.
Systemvoraussetzungen: OS X 10.5
Download: Tweetie 1.0.1
Lizenz: Shareware $19,95 (kostenlose Version mit Werbeeinblendungen verfügbar)
Lounge – der Elegante
Lounge ist für mich vom Interface her der zweitbeste der kostenlosen Twitter-Clients. Man merkt ihm an, dass eine parallele iPhone-Version entwickelt wurde. Leider fehlen (noch) URL-Verkürzer und ein integrierter Bilder-Service wie Twitpic. Sehr schön: Twitpics werden als Thumbnails in den Tweets angezeigt
Lounge: feines Interface, elegantes Handling, integrierte Twitpics
Systemvoraussetzungen: OS X 10.5
Download: Lounge Beta 0.41 (läuft am 1.7.09 ab)
Lizenz: unbekannt, aktuell kostenlose Beta
Nambu – der Vollständige
Nambu bietet den größten Funktionsumfang. Neben einer Verwaltung mehrerer Accounts und der Zusammenfassung von Friends zu Gruppen (wie bei Tweetdeck) bietet er auch die Möglichkeit, andere Microblogging- und Ping-Dienste wie Friendfeed, identic.ca und Ping.fm einzubinden. Integrierte Linkverkürzung erfolgt via tr.im, Bilder können über pic.im eingebunden werden. Eine Besonderheit: Replies werden als Thread dargestellt.
Nambu – Sidebar wie iTunes, leichte Darstellungsfehler (Tweetanzahl)
Systemvoraussetzungen: OS X 10.5
Download: Nambu 1.1.6
Lizenz: Freeware
Bluebird – einfacher Multi-Account-Client
Bluebird von 13pt bold ist der einfachste Client, der Multi-Accounts unterstützt, hat ein sehr aufgeräumtes Interface und kann mit verschiedenen Themes versehen werden. Diese basieren auf HTML/CSS und können auch selbst gestaltet werden. Sehr schick ist die gefilterte Ansicht der Direct Messages.
Bluebird: klares Interface
Systemvoraussetzungen: OS X 10.5 (?)
Download: Bluebird 1.o Beta 1
Lizenz: ???
Twittia und Twitter Studio – die Kompletten für einen Account
Von den verbliebenen acht Clients bieten nur zwei ein ähnlich großes Funktionsspektrum wie die oben genannten. Wer viel mit Hashtags und (gespeicherten) Twitter-Suchen arbeitet, ist mit Twittia gut bedient. Twitter Studio hingegen bietet eine sehr einfache Einbindung von Twitpic. Bei Twittia gibt’s als Special die Einbindung des aktuell bei Last.fm gehörten Titels.
Twittia – ähnlich wie Nambu oder Lounge, aber nur für einen Account
Systemvoraussetzungen: ???
Download: Twittia 1.0 beta
Lizenz: OpenSource
Twitter Studio ist eigentlich ein sehr vollständiger Client, leider ist er mir beim Testen dreimal abgestürzt und mag mir auch vom Interface nicht gefallen.
Twitter Studio: quietschbunte Icons
Systemvoraussetzungen:
Download: Twitter Studio
Lizenz:Freeware
Canary, NatsuLion, Tototl – die OpenSource-Twitterer
Diese drei Twitter-Programme sind OpenSource und bieten alle ein etwas schmaleres Feature-Set. Das Handling von Hashtags beherrschen sie alle nicht. Canary bietet allerdings eine Besonderheit bei den Link-Verkürzern: man kann aus 8 verschiedenen Diensten wählen und auch dortige User-Accounts verknüpfen. Außerdem kann Canary ISBN-Nummern direkt verlinken. Bei NatsuLion kann man den aktuellen iTunes-Titel in den Tweet einfügen. Tototl wirkt etwas unreif, und bietet – außer drei verschiedenen Themes – keine nennenswerten Besonderheiten.
Canary
Systemvoraussetzungen: OS X 10.5
Download: Canary 1.0 beta 2
Lizenz: OpenSource
NatsuLion
Systemvoraussetzungen: 10.5
Download: NatsuLion 1.12 beta
Lizenz: OpenSource
Tototl
Systemvoraussetzungen: ???
Download: Tototl 1.6.2
Lizenz: OpenSource
Pwitter und Syrinx
Pwitter und Syrinx bieten ebenfalls nur Grundfunktionen, wobei Pwitter in der Grundeinstellung im dunklen HUD-Design daherkommt. Bei der großen Konkurrenz fällt mir allerdings kein Argument ein, eines dieser beiden Programme zu verwenden.
Pwitter im HUD-Design
Systemvoraussetzungen: OS X 10.5
Download: Pwitter 1.1
Lizenz: ???
Syrinx
Systemvoraussetzungen: OS X 10.5
Download: Syrinx 1.3
Lizenz: Donationware
Scalaris – der Minimale
Die meisten Twitterer melden Statusänderungen auch via Growl. Scalaris geht da einen radikalen Weg: es liefert neue Tweets grundsätzlich nur per Growl aus. Eine kleine Eingabemaske für eigene Tweets kann über einen Tastatur-Befehl oder das Menüleisten-Icon aufgerufen werden. Ein sympathischer Minimal-Client für Gelegenheits-Twitterer.
Scalaris: alle Tweets per Growl
Systemvoraussetzungen: ???
Download: Scalaris 1.0 beta 4
Lizenz: ???
Update 21.04.2009: Wie konnte ich Twitterific – das Urgestein der OSX-Twittere – übersehen? Da es wie Tweetie auch eine werbebasierte, uneingeschränkte Testversion bietet, sei es hier noch angehängt:
Twitterific – das Vorbild
Twitterific von Iconfactory wurde bereits im Januar 2007 veröffentlicht, ist also einer der ersten Twitter-Clients. Er bietet auf kleinstem Raum alle Grundfunktionen, hat als Besonderheit eine extrem komprimierte Kurzansicht und kann – wenn auch etwas umständlich mittels „Change Login“ – mehrere Accounts verwalten. Unübersehbar: Twitterific dürfte Pwitter als Inspiration gedient haben…
Twitterific – hier mit Werbeeinblendung
Systemvoraussetzungen: OS X 10.4
Download: Twitterific 3.2
Lizenz: Shareware $ 14,95 (+ werbefinanzierte, kostenlose Version)
Die Features auf einen Blick
Und hier noch das komplette Dutzend alle 13 Programme mit allen Features in der Übersicht: